Einzelkritik

Der November ist – ganz im Widerspruch zu den Außentemperaturen – ein eher heißer Monat. Jedenfalls im Eishockey. Und ganz besonders in Schwenningen. Trainerentlassungen haben in diesem ansonsten eher grauen Monat eine Jahrtausende alte Tradition. Und auch die Schonfrist für das spielende Personal scheint abgelaufen. War man die ersten Wochen mit Kritik an einzelnen Spielern doch überraschend zurückhaltend, so wird nun in November nach alter Sitte Brauch munter draufgehauen. Das ist einerseits das gute Recht von Zuschauern wie von Medien – schließlich läuft die Saison seit drei Monaten – führt andererseits aber schnell zu persönlichen Angriffen und einem Wust von unspezifischem Gemecker.

Dieser Tradition kann sich auch der Autor dieser Zeilen nicht verschließen. Allerdings möchte er sich im Gegensatz zum allgemeinen Trend ganz bewusst auf das Positive konzentrieren.

1. Dimitri Pätzold. Hat ein grandioses erstes Saisonviertel gespielt. Streckenweise unter Dauerfeuer erwies er sich als wahrer Fels in der Brandung und hat den Wild Wings duzende Male den A***h gerettet. Ohne ihn wäre der Start in das Abenteuer DEL sicherlich holperiger ausgefallen.

2. Stephan Wilhelm. Ruhig, abgeklärt, souverän, fair. Attribute wie aus dem Verteidiger-Lehrbuch. Defensiv stark und mit einem Schuss ausgestattet, der vielleicht nicht ganz so hart ist, wie der des Kollegen Goc, dafür aber schon fünf Mal den Weg ins gegnerische Gehäuse gefunden hat.

3. Ty Wishart. Modellathlet und Prototyp eines Verteidigers. Groß, stark, guter Skater. Räumt hinten ab und spielt nach vorne feine Pässe. Jedenfalls wenn er voll konzentriert ist. Manchmal ein wenig zu sehr Bruder Leichtfuß, bei dem ich immer den Eindruck habe, er könnte noch viel mehr. Sein Pass in Überzahl gegen die Roosters war vom allerfeinsten. In Schwenningen gab es wohl wenig komplettere Verteidiger als ihn.

4. Morten Green. Ein Wort genügt. Führungsspieler. Auch ohne „A“ oder „C“. Suchte von Anfang an die Nähe zu den Fans. Starker Bullyspieler und intelligenter Vorbereiter, der die Scheibe auch mal 1,2 Sekunden halten kann und nicht blind wegdrischt.

5. Nick Petersen. Das der „Petersen-Move“ schon zum Vokabular in Schwenningen gehört sagt alles. Tore wie die gegen Mannheim oder in Hamburg hat man in Schwenningen seit Kovalevs Zeiten nicht mehr gesehen. Aber: Petersen ist kein kleiner, flinker Wuseler, der nur über seine Technik erfolgreich ist, sondern mit 1,91m ein echter „Big Guy“, der sich auch physisch durchsetzen kann. Dazu kommt: der Junge ist erst 24, hat also seine besten Jahre noch vor sich. Ich bin gespannt auf seinen weiteren Weg.

 

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