Eine subjektive Sicht der Dinge

Nach der mehr als verkorksten Saison 14/15 hatte ich keinen Bock mehr. Nichts lesen. Nichts schreiben. Schon gar nichts bloggen. Bis mindestens November. Wollte das neue Team nicht vorzeitig loben. Wollte es nicht gleich verteufeln, wenn es zu Beginn nicht läuft. Wollte dem neuen Trainerstab Zeit geben, in Ruhe zu arbeiten. Zusehen, beobachten. Erst dann eine Meinung bilden. Heute ist der 16.11. – also Feuer frei.

Tatsächlich begann es verheißungsvoll. Schon das erste Spiel machte Lust auf mehr. Das neu zusammengewürfelte zusammengestellte Team wehrte sich buchstäblich bis zum Kotzen gegen einen schier übermächtigen Gegner. Das ist es ja, was man das in Schwenningen angeblich sehen will. Dass das Spiel durch ein unglaubliches Gurkentor trotzdem verloren wurde – sei’s drum. Daran stört sich wohl niemand.

Auch die nächsten Spiele waren alles andere als schlecht, aber Punkte tröpfelten trotzdem nur sehr spärlich auf das Konto. Der Grund ist simpel. Es wurden schlich zu wenige Tore erzielt. Was auch daran lag, dass der geplante Nummer-Eins-Mittelstürmer Knall auf Fall „Hyvästi“ sagte. Wieso auch immer. Ich will hier nicht spekulieren. Er wird schon seine Gründe gehabt haben.

Dann kam Will Acton. Und plötzlich war alles anders. Er kam, traf und legte vor. Und plötzlich fielen die Tore wie reife Früchte. Ein goldener Oktober.
Doch wie so oft folgt auf einen goldenen Oktober ein trister November. So schön das Duo Fleury/Acton anzusehen ist, so eindimensional und einfach auszurechnen sind die Wild Wings seither. Taktikfüchse unter den Trainern fühlen sich beinahe beleidigt, wenn es um eine wirkungsvolle Taktik gegen die Wild Wings geht. Nimm die beiden aus dem Spiel und du gewinnst. Eindrucksvoll demonstriert von den Ice Tigers aus Nürnberg. Denn nach Acton/Fleury geht es steil bergab mit der Torgefahr. Und hier möchte ich Andree Hult ganz bewusst mit einschließen. Denn an der Seite dieser beiden würde jeder halbwegs begabte Spieler gut aussehen. Ich erwische mich immer wieder bei dem Gedanken, wie eine Reihe Fleury-Acton-Matsumoto funktionieren würde.

Was bleibt also festzuhalten. HdR und JR haben ein Konzept und es scheint aufzugehen. Das ist gut. Man setzt auf junge Spieler, gewinnt verlorenen Kredit zurück und liefert sehenswerte Spiele. Im Gegensatz zur letzten Saison sind keine Rohrkrepierer unter den vielen Neuzugängen. Abgesehen vielleicht von den Brüdern im Geiste Haarschnitt, Pohl und Ritter, den einzigen wirklichen Enttäuschungen.

Was aber eklatant wichtig erscheint ist ein weiterer Kontingentspieler. Wenn wie gestern gegen Nürnberg MacDonald auf der Bank sitzt und ein weiterer (Rome) krankheitsbedingt ausfällt dann fehlt es einfach an Führungsspielern, an Tiefe, an Qualität. Billich, Kurth und die anderen Jungen machen ihren Job gut, aber mit ihnen allein gewinnt man keine Spiele in der DEL. Sie sollen spielen, lernen und heranreifen zu Führungsspielern. Aber das dauert seine Zeit.

Wenn nach den voraussehbaren Niederlagen morgen in Mannheim, am Freitag in Ingolstadt (neuer Trainer!) und am Sonntag gegen Iserlohn die rote Laterne wieder im Schwarzwald angekommen ist, dann wird die Kritik wieder lauter werden. Und im Januar ist der Zug abgefahren. Deshalb braucht es Verstärkung. Besser heute als morgen.

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