Stahlzeit, Haslach, 06.12.2013

Coverbands sind nicht jedermanns Sache und eine gewisse Skepsis ist in diesem Metier sicher nicht verkehrt. Eine Coverband? Und dann auch noch Rammstein? In einer kleinen Festhalle ganz hinten im Kinzigtal? Das klingt nicht nur skurril, das IST skurril. Aber was solls; bei schlappen 23,- Eintritt kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Also auf nach Haslach.

Rammstein sind ja bekannt für ihre -nennen wir es einmal- ausdrucksstarken Bühnenshows, für Theaterdonner und mächtig viel Feuerwerk. Ist das überhaupt “kopierbar”? Und: wie soll das denn überhaupt in einer kleinen Halle umsetzbar sein? Zumal Stahlzeit mal eben eine “Big Show” mit ordentlich Pyrotechnik versprachen.

Die ersten Minuten des Konzerts waren dann auch entsprechend bizarr. Auf der Bühne stand Rammstein. Aber eben nicht Rammstein. Es war ein bisschen wie bei einer Aufführung der Theater-AG des Till-Lindemann-Gymasiums. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Doch der Funke sprang gleich bei den ersten Takten von “Links234″ auf die rammelvolle Halle über. Stahlzeit haben sich in den letzten Jahren eine treue Fangemeinde erspielt – so waren die Jungs aus Bamberg nun auch schon zum vierten Mal in Haslach. Ebenso wie wohl ein Großteil des Publikums. Man wusste also hüben wie drüben was einen erwartet.

Es war jedenfalls ein rundum gelungener Nikolausabend. Der Sound stimmte. Die Stimmung war gut. Alle Hits waren da. Und die Pyroshow hielt, was sie versprach. Die alt-ehrwürdige Stadthalle ächzte jedenfalls förmlich unter der Wucht der brachialen Gitarrenriffs genauso wie unter den meterhohen Stichflammen, Flunkenregen und Explosionen. Je länger das Konzert dauerte, desto mehr trat Rammstein-Stahlzeit-Vergleich in den Hintergrund. Die Illusion war nahezu perfekt. Vor allem Frontmann Heli Reißenweber war in Punkto Gestik, Mimik, Stimme und auch was seine Dominanz auf der Bühne betraf Till Lindemann fast ebenbürtig. Und so verwundert es nicht, dass die Ankündigung auch 2014 wiederzukommen vom Publikum begeistert gefeiert wurde.

Ein Wort noch zur Vorgruppe: Black Blitz aus München stürmten Punkt 20:00 Uhr auf die Bühne und legten los wie die Feuerwehr. Erdiger Rock mit einer leichten Bluesnote, dazu launige Ansprachen von Sänger Thomas Bauer (“Versteht’s ihr uns? -Mir kimm’ aus Bayern”, “Und jetzt unsere größten Hits – die ihr wahrscheinlich noch nie gehört habt”). Das alles hinterließ einen stimmigen und sympathischen Eindruck. Ich werd mir ihre CD auf jeden Fall zu Gemüte führen.

Aber die letztjährige Vorband Hetfield hat mir trotzdem besser gefallen. Nicht weil sie musikalisch besser waren, sondern weil die Kombination Metallica-Coverband vor Rammstein-Coverband die Skurrilität nochmals steigerte und thematisch passte wie die Faust aufs Auge.

Iron Maiden in Aach

Was für ein sensationelles Konzert; die alten Herren von Iron Maiden haben die “Arena” (also ein als “Reitstadion” getarnten Acker) in Aach in Grund und Boden gerockt und jeden der über 20.000 Zuschauer durch ihre Spielfreude und ihre perfekte Show begeistert. Daran konnte auch das eher suboptimale Wetter nichts ändern. Ein Brett nach dem anderen wurde dem Publikum um die Ohren gehauen. Alle, aber auch wirklich alle Hits und Klassiker waren dabei.
Mein persönlicher Favorit war (natürlich) “Fear of the Dark”. Das Intro, gesungen von 20.000, ist einfach ein Erlebnis.

Über die amateurhafte Organisation legen wir hier lieber den Mantel des Schweigens – oder, nein, ich habs mir anders überlegt – ich erzähl mal meine subjektive Sicht der Dinge: schon bei der Anreise warteten hunderte schwarzgekleidete Gestalten auf die versprochenen Shuttlebusse. Doch diese hielten sich stur an ihren Halb- bzw später dann Viertelstunden-Takt. Körperlich schwächere Personen hatten nahezu keine Chance einen Platz im Bus zu ergattern.
Nach Konzertende war kein einziger Shuttlebus zu sehen. Erst nachdem bereits Tausende Aachs Strassen fluteten, versuchte sich der erste Bus durch die Menge zu manövrieren. Mittendrin im Gedränge blieb er stehen und liess einige Leute einsteigen, was zu einem alptraumhaften Gedränge führte. Die “Security” beschränkte sich darauf, die Leute anzuschreien und zu beschimpfen. Ihr kennt das. Äußerst professionell auch, dass die Busse an wechselnden Standorten ihre Türen öffneten. So trabte die Menge auf und ab wie eine Büffelherde bei der Stampede. Die Veranstalter können gottfroh sein, dass es hier keine Toten gab. Wäre jemand vor einen fahrenden Bus geschubst worden oder gefallen – nicht auszudenken.

Frage:

  • war es wirklich so schwer vorherzusehen, dass viele Konzertbesucher die Busse nutzen würden?
  • wieso standen bei Konzertende nicht 5 oder besser 10 Busse bereit? Damit hätte der erste Schwung an Leuten aufgenommen werden können und hätte Platz für die Nachkommenden geschaffen
  • wieso gab es keine gekennzeichnete Haltestelle? Hätten die Leute gewusst wo die Türen sich öffnen, wäre das Ganze sicher disziplinierter abgelaufen
  • Denkt mal drüber nach.

Erwähnenswert auch die Getränkepreise: ein 0,4 Bier für 4,80 + 0,20 (sic!) Pfand.