Hat die DEL ein Schiedsrichter-Problem?

In der Deutschen Eishockey Liga hat sich in den letzten, sagen wir 15 Jahren, vieles gewandelt; es gibt überall moderne und komfortable Hallen, die Teams treten professioneller auf und es gibt Woche für Woche hochwertige Live-Bilder der Spiele im TV und im Netz. Auch das Schiedsrichterwesen hat sich verändert. Es gibt mittlerweile zwei Profi-Referees, es gibt bei jedem Spiel zwei Hauptschiedsrichter, es gibt einen Videobeweis und so weiter.

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Fazit

Anfang Januar. Im Eishockey beginnt nun eigentlich die schönste Zeit des Jahres. Der Kampf um die besten Tabellenplätze ist in vollem Gange, am Horizont dämmern schon die Playoffs als Höhepunkt jeder Saison herauf. Eigentlich. Aber leider nicht für die Wild Wings.

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Scherbenhaufen

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Eigentlich wollt ich ja nichts schreiben. Zuviel wurde schon gesagt, gedruckt, gebloggt. Jede Winzigkeit wurde analysiert, kommentiert und diskutiert. Jeder Satzfetzen wurde in seine Einzelteile zerlegt und auf der mit der Lupe auf der Goldwaage bewertet. Letztendlich war alles nur reine Spekulation. Kaffeesatzleserei. Schall und Rauch. Jeder zimmerte sich sein Bild nach eigenem Gusto zusammen. Es gab kaum konkrete Fakten. Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt wiedewipp.

Doch jetzt, nach all den Monaten der Spekulation und des Rätselratens lichtet sich der Nebel nun endlich. Und was da sichtbar wird sind nicht all die leichtfertig liegen gelassenen Punkte, auch nicht der verloren gegangene Torriecher von Matsumoto. Und schon gar nicht die Fitness von O’Connor. Sondern – ein respektabler Scherbenhaufen.

Dabei hatte doch alles so gut angefangen, damals im Frühling 2014. Die Premierensaison war einigermaßen glatt über die Bühne gegangen,  es gab endlich eine schlagkräftige Organisation auf der neu bezogenen Geschäftsstelle, Manager und Trainer schienen einen guten Job zu machen bei der Zusammenstellung des neuen Teams, obwohl sie bekanntermaßen schon damals keine dicken Freunde waren. Einige Neuzugänge twitterten sogar ein zärtliches „Reunited“, als wären sie zwei Verliebte und keine abgezockten Profisportler. Alle waren heiß auf die kommende Saison und freuten sich auf das was kommen würde. Pustekuchen. Bullshit. All das Gerede von harmonischer und zukunftsorientierter Zusammenarbeit war nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt wurde. Denn soviel ist klar. Der Scherbenhaufen ist nicht über Nacht entstanden, sondern wurde schon während der letzten Saison angehäuft.

Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken. Langsam kann man sich zusammenreimen, woher all die Unruhe rund um das Team kam. Hier wurde vielleicht am selben Strick gezogen, aber meist in verschiedene Richtungen. Denverclan reloaded.

Hätte-wenn-und-aber. Hinterher ist man immer schlauer. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, die jetzt hastig und zur Unzeit vollzogenen Schritte bereits im April in aller Ruhe zu gehen. Doch es scheint keinen Plan B gegeben zu haben, weder im Frühjahr noch im Oktober. Ich hatte eigentlich erwartet, dass gleichzeitig mit der Demission von Stefan Mair ein neuer Trainer bekannt gegeben würde. War ich mir doch sicher, dass die Geschäftsführung und das sportliche Management der Wild Wings im Hintergrund bereits alle notwendige Schritte geplant und veranlasst hatte. Doch erst nachdem Mair nicht mehr da war schien man sich überhaupt Gedanken zu machen, wie es denn nun weitergehen soll. Ich sitze derweil da und wundere mich. Wahrscheinlich bin ich einfach zu naiv.

Trotzallem. Bei allen Spielen, egal ob unter Mair oder Chambers, fällt das eklatante Fitnessproblem einiger Spieler auf. Wenn ich sehe wie Greentree, O’Connor oder auch Matsumoto ab Minute 35 übers Eis schleichen, dann packt mich die kalte Wut. Hört verdammt nochmal auf nach Ausreden zu suchen und macht euren Job! Und was hat dieser ominöse Fitnesscoach eigentlich gemacht? Die Qualität der Spieler ist wie sie ist, da kann der beste Trainer der Welt  maximal einige Prozentpünktchen rauskitzeln. „Aus einem Ackergaul kannst du nix mache Rennpferd“ hat einmal ein weiser jugoslawischer Übungsleiter gesagt. Aber von einem Profiteam erwarte ich ganz einfach körperliche Fitness. Und dafür ist jeder Spieler selbst verantwortlich! Scheißegal ob Trainer und Manager sich zoffen.

Ausblick. Machen wir’s kurz. Die Saison ist gelaufen.  25 Punkte stehen nach 24 Spiele auf dem Konto. Das entspricht 1,04 Punkte pro Spiel. Gehen wir von den 75 Punkten aus, die in den letzen Jahren zum Erreichen der Pre-Playoffs nötig waren, so bräuchte das Team in den Verbleibenden 28 Spielen einen Schnitt von 1,78 Punkte pro Spiel… (_____________ hier Raum für schallendes Gelächter).

Sollte die Jungs nicht eine Serie von Iserlohn’schem Ausmaß (vgl. Januar 2014) hinlegen, so ist dieses Ziel nicht mehr zu erreichen – was in meinen Augen übrigens alles andere als schlimm ist. Wie ich schon zu Saisonbeginn geschrieben hatte, bedarf es eine nahezu perfekten Saison um die  Playoffs zu erreichen. Und davon sind wir meilenweit entfernt. Aber leider ist die Erwartungshaltung im Publikum eine andere.

Was bleibt. Die Strategie, die Vision, über drei, vier Jahre sukzessive ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen, ist erstmal grandios gescheitert. Jetzt heißt es: zurück auf Los. Es wird (wiedereinmal, wie schon so oft) einen großen Umbruch im Team geben. Soviel ich weiß haben Pätzold, Goc und Wilhelm Zweijahresverträge unterschrieben und sind damit gesetzt. Aber sonst? Ausser Danner, Hacker, Schlager, Granath und Janka sehe ich wenige Spieler, die ich vermissen würde.

Ihr vermisst die Schlusspointe? Den Wink mit dem Zaunpfahl? Ich auch. Es gibt keine. Mir ist nicht danach. Habe fertig. Gute Nacht.

Viertelfazit

Vierzehn Spiele sind bereits absolviert, das erste Viertel ist also durch. Höchste Zeit also den Klugscheisser feingeistigen Analysten zu geben und das Geschehene genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bis letzten Freitag war alles genau im Plan: 12 Spiele, 17 Punkte. Macht 1,42 Punkte pro Spiel. Perfekt. Zur Erinnerung: in den letzten Jahren waren zum Erreichen von Platz 10 (und damit der Pre-Playoffs)  immer 72-77 Punkte notwendig. Dies entspricht 1,4 bis 1,5 Punkte pro Spiel.
Leider folgte zuletzt ein Null-Punkte-Wochenende, sodass die Wild Wings aktuell bei 1,2 Punkten pro Spiel stehen. Durch zwei Siege heute gegen München und am Freitag gegen Wolfsburg (____________ hier Raum für schallendes Gelächter) würde der Wert wieder auf 1,43 Punkte/Spiel steigen. Alles im Rahmen also.

Unbestrittener Höhepunkt des ersten Saisonviertels war sicher der Sieg gegen die Jäger Adler aus Kurpfalz. Schmerzhaft dagegen waren die drei Niederlagen gegen Hamburg, Iserlohn und Düsseldorf. Gegen HH und die Roosters war man lange an einem Punktgewinn dran, um dann beide Spiel durch einen individuellen Fehler kurz vor Schluss zu versemmeln. Gegen die DEG erwischte man einen schwarze Tag. Hier wurden wichtige Punkte liegen gelassen.

Eines hat sich ganz klar gezeigt: Strafzeiten und Verletzungen sind Gift für dieses Team. Wenn man diszipliniert agierte und in voller Stärke mit vier Reihen durchspielen konnte, lief es eigentlich immer gut.

Leider steht ausgerechnet jetzt ein Dienstagsspiel gegen den Etatkrösus aus München an. Ramsay und Schlager fehlen weiterhin, Stephan Wilhelm braucht nach seiner OP noch einige Zeit bis er wieder der Alte ist. Es tritt also das gleiche Team wie am Sonntag an. Gegen die Haie funktionierte es zwei Drittel lang ganz ordentlich, im letzen Abschnitt schwanden die Kräfte dann zusehens und am Ende stand man mit leeren Händen da. Heute wird es nicht einfacher. Vermutlich kommt die D-Cup-Pause eine Woche zu spät.

Da ist es gut, dass die Kavallerie im Anmarsch ist. Nick Palmieri steigt heute ins Flugzeug und wird ab morgen die Wings verstärken. Rein von der Papierform ist das für Schwenninger Verhältnisse ein Monstertransfer. 25 Punkte in 87 NHL Spielen schafft man nicht wenn man immer nur glücklich angeschossen wird. Ausserdem kennt er Land und Liga. Letztes Jahr erzielte er für München 32 Punkte. Genausoviel wie Nick Petersen, dem er in Statur und Spiel nicht unähnlich ist. Er sollte also nicht nur in der Lage sein, die Lücke, die Ryan Ramsays Verletzung riss, adäquat zu schliessen, sondern eine echte Verstärkung sein.

Hoffen wir nur, dass der Transfer nicht nach hinten losgeht. Dass Palmieri nicht wegen der guten Luft in den Schwarzwald kommt, dürfte klar sein. Die Gesellschafter dürften dafür ordentlich in die Schatulle gegriffen haben. Eventuell kommt hier aber auch etwas zum Tragen, was ich hier schon vor einigen Wochen beschrieben hatte. Wishart weg > Geld gespart > Caldwell kommt > Nürnberg übernimmt einen (Groß-)teil des Gehalts > Unterm Strich bleibt was übrig.

Doch: Sollte der 100kg Brocken nicht wie erwartet einschlagen und der Kontakt zu Platz 10 Ende November  abgerissen sein, hat man wohl ein Problem. Aber davon gehe ich  jetzt einfach mal nicht aus.

Apropos Caldwell. Hatte ich vor Saisonbeginn noch geschrieben, der Junge sei mir bei seinen Gastspielen nie aufgefallen, so muss das wohl an mir gelegen haben. Einen Spieler, der derart filigran mit dem Puck umgehen kann, gab es seit Dan Laperriere nicht mehr in Schwenningen. Das dieser Typ Spieler wohl generell mit einem Hang zur Schludrigkeit bzw Arroganz ausgestattet ist – sei’s drum. Ich könnt ihm stundenlang zusehen. Ebenso wie Jon Matsumoto. Auch er kann Dinge, bei denen sich etliche Spieler des letzten Zweitligateams beide Beine gebrochen hätten. Ich bin mir sicher, Matsumoto wird noch richtig richtig aufdrehen. Gebt ihm noch ein bisschen Zeit, um sich an Europa zu gewöhnen. Manchmal hab ich bei ihm das Gefühl, die Eisfläche ist ihm zu groß und er hat zuviel Platz. Seid stärksten Szenen hat er nämlich immer dann, wenn er in der Ecke oder vor dem Tor von zwei, drei Mann bedrängt wird.

Was bleibt also: wenn der nicht unwahrscheinliche Fall eintritt, dass die nächsten drei Begegnungen verloren werden, so stehen wir am Sonntag mit 17 Punkten aus 17 Spielen da – dann müsste es nach der Pause schon eine respektable Serie geben, damit man wieder um Platz 10 mitspielt.

Derbynachlese

Das erste Derby der Saison zwischen den Schwenninger Wild Wings und den Adlern aus Mannheim ist Vergangenheit, die Gemüter haben sich beruhigt, der Puls ist wieder auf Normalmaß gesunken. Doch in den Sozialen Medien sind die Spuren der „Battle of Baden-Württemberg“ noch äußerst präsent:

Die geschätzten Kollegen des lokalen und überregionalen Qualitätsjournalismus ließen sich nicht lumpen und spendierten ordentlich Superlativen:

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Aber viel interessanter ist natürlich, was Otto-Normal-Fan zu sagen hat.

Viele Anhänger der Adler störte weniger die Niederlage an sich, sondern der Gegner, der sie ihnen beigebracht hatte

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Während einige maximal mittelmäßiges Nivö Niveau an den Tag legten…

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… bewiesen andere subtilen Humor …

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… und einige sogar wahren Sportsgeist

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Jedenfalls waren sich alle einig, dass dieses Spiel beste Werbung für den Eishockeysport war

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Im Lager der Schwenniger war die Stimmung naturgemäß besser als in der Kurpfalz:

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oder einfach

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wobei auch nicht alle Wild Wings Fans die Würde des Siegers aus dem FF beherrschen:

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Die Wild Wings selbst formulierten eher zurückhaltend

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Nur Torhüterlegende Matthias Hoppe fand ein Haar in der Suppe:

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Das ist ja einfach. Na wenn die Jungs das nur früher gewusst hätten.

 

Die perfekte Zusammenfassung kommt aber aus Skandinavien:

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Ich versteh zwar kein Finnisch, aber „Schwenninger Wild Wings murskaa sarjakärki Adler Mannheim“ klingt einfach geil.

 

Vielleicht auch interessant: „Wayne Rooney ist mein Lieblingssportler“ – Interview mit Wild Wings Neuzugang Jonathan Matsumoto

Ein Blick zurück: Spieltag 1 und 2

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Für die Ungeduldigen unter uns lautet die Zusammenfassung so:
2 Spiele. 1 Tor geschossen. 10 gefangen. 0 Punkte. Keine weiteren Fragen Eurer Ehren.

Alle anderen dürfen ruhig weiterlesen:

Gegen Nürnberg hat man ganz gut mitgehalten. Wenn das 5:3 Überzahl am Ende zum Ausgleich geführt hätte, wären alle rundum zufrieden – und der Trainer hätte alles richtig gemacht. Hätte er?

München. Naja, Schwamm drüber. Das die Koffeindosen nicht ganz unsere Kragenweite sind, dürfte allgemein bekannt sein. Und ob 2:0 oder 7:0 ist letztendlich auch egal, oder? Oder sollte eine Klatsche im ersten Auswärtsspiel vielleicht doch nicht kleingeredet werden?

Positive Aspekte gab’s sicher auch, aber in guter deutscher Tradition konzentrieren wir und hier auf die negativen Aspekte.

Was mich wirklich gestört hat:

Neben dem Hybrid-Icing scheint auch das Hybrid-Bully Einzug in das Regelwerk gehalten zu haben. Zwar wird schon seit Jahren das Einwerfen des Spielgeräts vom ein oder anderen Linesman zur Selbstdarstellung genutzt wird  zelebriert wird wie eine japanische Tee-Zeremonie. Aber im Spiel gegen Nürnberg (und davor auch schon in der Vorbereitung) gab es praktisch kein Bully, bei dem keiner der beiden Spieler weggeschickt wurde. Jaja, ich weiss, dass die Regel ergänzt verschlimmbessert wurde und dass der verteidigende Spieler den Schläger zuerst auf dem Eis haben muss. Das kann man so machen. Ist dann aber halt schei**e.

Denn  was sich hier dutzendfach in jeden Spiel zuträgt ist einfach ein Trauerspiel. Es wird gewartet, korrigiert, lamentiert. Es wird ein Spieler weggeschickt, danach wieder lamentiert, gewartet, korrigiert und wasweissichnichtalles. Es macht jedenfalls keinen Spass. Vielleicht bin ich naiv, aber meiner Meinung nach sollte beim Bully die Scheibe einfach eingeworfen werden. Und zwar schnell. Ist doch klar, dass mit jeder Sekunde des Wartens die Anspannung und die Unruhe der Spieler (und der Zuschauer) größer werden.

Zum anderen wähnte ich mich beim ersten Heimspiel in einer RTL-Boxübertragung. Axel Schulz und Fackelmann Grillzangen. Voll geil. Kaum war das sportliche Geschehen auch nur für Zehntelsekunden unterbrochen, schon wurden die Zuschauer mit Werbebotschaften zugeschüttet beglückt. Und zwar mit gefühlten 130 Dezibel.

Bei einem derartigen Sponsoren-Andrang kann man den Verantwortlichen nur gratulieren. Auch wenn der Etat doch eigentlich doppelt so hoch sein müsste. Aber das am Freitag war eindeutig des Guten zu viel. Unzählige Zuschauer hielten sich in den Unterbrechungen genervt die Ohren zu und schüttelten ungläubig mit den Köpfen.

Natürlich haben die Wild Wings keinen Goldesel im Zamboniraum stehen und natürlich ist jede verdiente Sponsorenmark eine gute Mark (habe ich eben wirklich Mark geschrieben?!?)

Ich bin mir aber nicht sicher ob die kurzfristig generierten Erlöse die mittel- und langfristigen Konsequenzen aufwiegen. Viele Zuschauer kommen nicht nur wegen dem Sport in die Heliosarena, sondern auch wegen der Atmosphäre, der Stimmung, dem „Erlebnis Eishockey„. Doch wenn auf das Publikum in jeder Unterbrechung Werbebotschaften niederprasseln wie einst Stalinorgeln auf die Reichskanzlei dann muß man schon ein wenig aufpassen.

Jeder Spot würgt ersteinmal die Stimmung ab. Punkt. Und wenn’s dann mal nicht so läuft (nur mal hypothetisch angenommen) dann ist die Heliosarena ganz schnell auf dem Weg zum Tennispublikum. Quiet please!

Die emotionale Bindung der Zuschauer an den Ort, das Team, das Spiel als solches ist das höchste Gut überhaupt. Damit sollte man nicht hausieren gehen. Denn nur eine euphorische, proppenvolle Arena macht Sponsoring langfristig überhaupt attraktiv.

Hoffen wir mal, dass es nicht so weit kommt. Wie seht ihr das?

Saisonvorschau

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Eigentlich lief die Vorbereitung doch optimal. Jedenfalls wenn es darum ging, die himmhochjauchzende Euphorie des Sommers ungespitzt in den Boden zu rammen.

Was wurde nicht alles gejubelt und geflauscht, in diesem unendlich scheinenden Sommer. Ein Neuzugang besser als der Vorige; es lief fast zu glatt. Und am Ende stand da ein veritables Team auf dem Papier. Die Vorfreude kannte keine Grenzen. Naja jedenfalls bis zum ersten Vorbereitungsspiel.

Mitten in das Wir-warten-aufs-Christkind-Kribbeln vor dem ersten Auftritt der Wild Wings 2014 platzte eine ordentliche Bombe: Ty Wishart löst auf eigenen Wunsch und aus privaten Gründen seinen Vertrag mit sofortiger Wirkung auf. Der einzige Verteidiger mit Talent, Konstanz und Potenzial sagt mir nichts, dir nichts „Sayonara“ und entschwebt gen Nordamerika. Rums. Der hat gesessen. 

Über das was in den nächsten Wochen folgte, hüllen wir besser den Mantel des Schweigens. Der geneigte Leser dürfte höchstwahrscheinlich im Bilde sein. 

Nun startet morgen also die zweite DEL-Saison der „neuen“ Wild Wings. Und die Rahmenbedingungen könnten kaum trostloser sein. Ein verunsichertes Team, ein Trainer, an dessen Stuhl schon vor dem ersten Spiel gehörig gesägt wird, massenweise Gerüchte und zu allem Überfluss kommt zum Rundenauftakt auch noch ein bockstarker Gegner. Das sind fast Schalker Verhältnisse.

Selbst wenn man nicht spekulieren möchte, man kommt schier nicht drum herum. Sie machen es den Kritikern momentan auch zu einfach.

Nehmen wir zum Beispiel die ganzen Verletzten – wo kommen die denn her? Haben die Spieler beim Sommertraining geschlampt? Oder war das Training der letzten Wochen falsch dosiert?

Wie sieht es mit dem viel beschworenen Charakter der Mannschaft aus? 
„Individuell sind wir sicherlich stärker besetzt“, so ein Spieler im Interview, „wir müssen aber beweisen, dass wir auch als Mannschaft funktionieren“
Man muss nicht großartig zwischen den Zeilen lesen, um bei dieser Aussage (so sie denn wirklich so gemacht wurde) Bauchschmerzen zu bekommen. 

Aber halten wir uns an die Fakten. Und da ich weiß, dass einige von euch nicht so schnell lesen können, habe ich diese Zeilen extra langsam geschrieben:

* Um Platz 10 zu erreichen, waren in den letzten Jahren immer 70 bis 75 Punkte nötig. Bei 52 Spielen heißt das etwa 1,5 Punkte pro Spiel. Das wiederum bedeutet, dass jedes Wochenende ein Sieg her muss. Schluck.

* Um bei 14 Teams Platz 10 zu belegen, muss man logischerweise 4 Mannschaften hinter sich lassen. Wer könnte das sein? Augsburg und Straubing haben in der Vorbereitung bewiesen, dass sie keineswegs Kanonenfutter sind. Düsseldorf hat einen höheren Etat als die Wild Wings. Iserlohn? Ein Team, mit dem keiner rechnet? Schluckschluck.

Leider ist bei einem Großteil der Zuschauer die Erwartungshaltung derart hoch, dass ein Nicht-Erreichen der Pre-Playoffs als völliges und desaströses Scheitern gesehen wird. Das macht die Sache nicht einfacher. Denn machen wir uns nichts vor: ein Teil der Unruhe wurde auch von außen in das Team getragen.

Realistischerweise muss man deshalb sagen: Platz 10 ist machbar, aber nur im alleroptimalsten Fall. Und da man „optimal“ eigentlich nicht steigern kann, brauch es schon mehr als eine „ordentliche“ Saison dafür.

Was in meinen Augen auch gar nicht schlimm ist: die Wild Wings sind nunmal kein Spitzenteam in der DEL. Das sollten auch diejenigen Zuschauer begreifen, die in Liga zwei sozialisiert wurden. Jedes einzelne Pünktchen muss hart erarbeitet werden. Und die Konkurrenz ist finanziell nunmal größtenteils besser aufgestellt. Punkt. Und Tradition allein schießt keine Tore.

Auch wenn das zweite Jahr ist immer das Schwerste ist: freuen wir uns, dass wir Spiele gegen Berlin, Köln und Hamburg sehen können, anstatt uns mit Bad Tölz oder Crimmitschau rumquälen zu müssen. Allen kann man’s sowieso nie recht machen und gemotzt wird sowieso immer. Ich freu mich jedenfalls.